Nix mehr zu machen. Dieses wunderschöne Boot ist völlig fertig.
Wenn man im Laufe der Zeit einiges in Sachen Holzbootsrestauration zu Wasser gebracht hat, dann kommen schöne Boote irgendwie wie von selbst zu einem. Man besorgt sie sich nicht, sie kommen zu einem. So war das auch mit diesem Traumboot. Völlig angetan von Zustand und Komplettheit wurden unschön gesetzte Klampen und Decksdurchlässe fachgerecht verschlossen und das Deck nach Abzug des völlig intakten 1-K-Lacks mit mehrschichtigem Epiphanes 2-K-DD Transparentlack versiegelt. Besser ist das. Die eigentliche Arbeit erfolgte dann eher mit Lappen und Wassereimer. Saubermachen war angesagt. Und das war es auch schon. Wo sind die maroden Ecken? Wo die gerissenen Formstreben? Wo sitzt denn nun der Muff? Warum riecht das hier nicht nach Rott und Muff? Ganz einfach: es gibt keinen. Fehlanzeige. Alles tacko. Der ältere Herr, der als einziger Besitzer das edle Gefährt über Kanäle gesteuert hat, war ein echter Sonnenschein-Kapitän. Das Boot sieht aus, als hätte es noch nie einen Regenschauer, geschweige denn Schlimmeres über sich ergehen lassen müssen. Nach der Ausfahrt ab in die Halle und trockengerieben. Kein Wunder. So werden Holzboote dreihundert Jahre alt. Ich überlege noch, wie ich die Sitzbank befestigen soll. Vielleicht im Scharnier zum Hin- und Herklappen. Oder doch mit abklappbarer Rückenlehne, wie ich es bei meinem anderen Wellenbinder gemacht habe. Das Boot ist trotz gleicher Länge um einiges geräumiger und wesentlich leichter als EsoxLucius. Bei der Betrachtung der Spanten leuchtet einem der Umgangsbegriff Motorkanadier sofort ein. In dieser leichten und sehr stabilen Bauart sind tausende Kanus entstanden. Vollholzbeplankung auf flachen und geformten Eichenspanten, mit Leinwand und Lack gedichtet macht leichte, stabile, dichte und steife Rümpfe mit glatter Außenhaut. Die Vorstufe zu formverleimten Rümpfen, aus denen heutzutage echte Renner gebaut werden. Ich selbst, ich kann nicht anders, tendiere zu einer Epoxi-Gewebe-Beschichtung. Immerdicht, widerstandsfähig und haltbar. Dunkelblauer Endlack, weißer Wasserpaß, türkisfarbenes Unterwasserschiff. Allein der Gedanke macht mir schon Spaß. Zu allem Guten noch was Schönes: Die Windschutzscheiben-Anlage ist der Bringer. Klappbar, mit vier Stahlpaßstiften ins Deck gesteckt und fertig ist die Laube. Auf- und abrödeln in zwei Minuten. Rundum halten Tenax-Knöpfe entweder eine Fahrpersenning oder eine über eingesteckte Federstahlstangen gezogene Plichtpersenning in Form und Spannung. Die Persenninge sind nicht mehr okay, aber noch vorhanden und dienen als Schnittmuster für neue. Ob ich das Boot im Wechsel mit meinem anderen Wellenbinder auf den Trailer schiebe oder ein eigener her muß, weiß ich noch nicht. Der Kahn steht auf einem angeformten Rollschlitten und so kann ich ihn komfortabel mit einer Hand durch die Werkstatt schieben.
Making of NicoMeyer-Boot