So etwas nennt man für gewöhnlich einen hoffnungslosen Fall
Eigentlich, ja eigentlich war dieses armselige Etwas eher was für den Ofen. "Laß uns nochmal ein schönes Foto machen und dann schieben wir den Kasten über die Säge und ab in den Kamin damit!", sagte Achim, der stolze Neueigner dieses Häufchens verleimten Mahagonies. Schließlich ist es schon etwas frisch draußen und so hätten sich die Abholmühen aus Hamburg wenigstens gelohnt. "Guck mal, die Planken sind ungeschäftet aus einem Stück, und die beiden Stellen an der Scheuerleiste müßte man auch wieder hinkriegen..." Ja, suuper! Und was ist mit dem gerissenen Deck, mit den ca. 5mm breiten Spalten im Fichteboden, der gebrochenen Bodenwrange, den Millionen holzgestopften Löchern im Mitteldeck, und, und, und? Und wo sind die Fußböden, die Sitzbänke?? Aber ist ja schön, wenn man es so sieht...

Also los! Auf dem Kopf gedreht und erstmal den Bandschleifer heulen lassen. Nachdem der Boden und das Freibord ihre alte Farbe von sich gegeben hatten, wurde eine Epoxi-Schicht aufgetragen und die Bodenfugen bis aufs blanke Holz verbreitert. Anschließend mit angedicktem Epoxi Fichtestreifen eingeleimt und glattgehobelt. Dicht und stabil. Eine Glasfaser wurde im gesamten Unterwasserschiff auflaminiert und anschließend mit pigmentiertem Epoxi versiegelt. Insgesamt 8 Schichten mit Zwischenschliff. Davor noch drei Kielleisten angepaßt. Die mittlere geht bis unter den Vorsteven. Alle Klinkerfugen wurden mit Epoxi-Hohlkehlen ausgeformt und das gesamte Freibord mit etlichen Epoxi-Schichten versiegelt. Unglaublich, in welcher Pracht das alte Holz erstrahlt. Wir sind fast weggeflogen. Das hatte sich also schon mal gelohnt. Schwimmen würde es, und die Fische hätten ihren Spaß an sauberer Arbeit. Umdrehen - wieder Ernüchterung ob des Zustandes. Schleifen bis Qualm kommt und zur Belohnung Fugen kratzen. Das stabgedeckte Deck bekam eine neue Verfugung aus mit Graphitpulver versetztem Epoxi. Als Einrahmung ein neuer Plichtrand und neue Scheuerleisten aus Canadian Redpine. Diese Leisten zieren auch die Stirnseiten der beiden Sitzbänke. Alle Innenfugen wurden mit Hohlkehlen versehen und an die Bodenwrangen Auflagen für die Böden angeleimt. Die sollten aus Mahagoni-Sperrholz sein. Das gesamte Bötchen wurde innen mit Epoxi beschichtet, nachdem die Löcher für die Ruderdollenbuchsen nebst Verstärkungen einlaminiert waren. Wieviele Lackschichten anschließend auf sowieso schon etliche Epoxi-Schichten aufgetragen wurden, weiß ich nicht mehr. Aber es waren ziemlich viele.

Neue Beschläge wurden montiert, ein Satz neuer Pletten gebastelt und stilecht mit genähter Belederung (wie der Name schon sagt - aus Leder) und ledernen Dollenringen versehen, die Blätter mit dem dunkelgrünen Unterschiff-Epoxi und dem gleichen weißen Streifen wie am Wasserpaß passend gestylt. Ready for Relaunching. "Ich taufe Dich auf den Namen: AURELIA..."

Länge 4,20 m, Breite 1,20m.

Sie hat durch die Schönheitskur etwas an Gewicht zugelegt, wird in der Regel aber von einem 5 PS-Selva-Marine Zweitakter geschoben. Da macht das nichts. Ahoi Achim! Und bring mal einen dicken Zander mit von der Angeltour.

Beschreibungen finden Sie nach dem Klick auf die Fotos
Making of AURELIA